01. August 2024 Klima & Umwelt, Wasser, Luft & Boden

Interview: Woher kommt unser Wasser?

Wenn du zu Hause den Wasserhahn aufdrehst, kommt sauberes Wasser heraus. Dabei steckte das Wasser vorher tief unter der Erde. Im Interview erklärt Kim Hußmann vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, woher das Grundwasser kommt und was wir machen müssen, um es trinken zu können.

ÖkoLeo: Wo genau befindet sich das Grundwasser eigentlich, bevor es bei uns aus dem Wasserhahn kommt?

Kim Hußmann: Das Grundwasser sammelt sich in den Hohlräumen, die im Untergrund im Gestein sind. Aber nicht überall. Ob Grundwasser vorkommt oder nicht, hängt davon ab, welches Gestein sich unter uns befindet.

ÖkoLeo: Schauen wir einmal unter das Hessische Ried. Das ist eine Landschaft in Südhessen. Dort besteht der Untergrund aus Sand und Kies. Wie muss ich mir das mit dem Grundwasser denn da vorstellen?

Kim Hußmann: Wenn die Sande und Kiese aneinander liegen, sind dazwischen winzige Hohlräume. Darin sammelt sich das Wasser. Das kann man sich so vorstellen wie Kiesansammlungen am Flussufer. Die gibt es genauso auch im Untergrund. An der Oberfläche sind diese Hohlräume mit Luft gefüllt, im Untergrund mit Wasser.

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ÖkoLeo: Und das ist dann sauberes Wasser? Wie funktioniert das denn?

Kim Hußmann: Regenwasser sickert ganz langsam in den Untergrund. Nur weil man das Wasser dann nicht mehr sieht, ist es nicht weg, sondern es befindet sich auf dem Weg in Richtung Grundwasser. Auf diesem Weg wirken Gestein, Sand, Kies, Schluff und Ton wie ein Filter, und die holen Partikel und Stoffe aus dem Grundwasser heraus. Während der Versickerung findet also ein natürlicher Reinigungsprozess statt. 

Ein Mann hält ein Messgerät in einen Schacht.
An einer Grundwassermessstelle wird eine Wasserprobe entnommen. (Bild: ©de Soto Studios)

ÖkoLeo: Wie tief liegt das Wasser denn, das wir fördern und trinken?

Kim Hußmann: Das ist je nach Region sehr unterschiedlich. Im Hessischen Ried liegt das Grundwasser relativ nah unter der Oberfläche. Dort haben wir zum Beispiel Messstellen, in denen wir schon nach wenigen Metern auf Grundwasser treffen. Für die Gewinnung von Trinkwasser ist aber vor allem tiefer liegendes Grundwasser wichtig, weil es da besser geschützt ist. Trinkwasserbrunnen im Hessischen Ried fördern Grundwasser aus bis zu 150 Metern Tiefe. Aber es gibt auch Gebiete, wo das Wasser aus noch größerer Tiefe gefördert werden muss, zum Beispiel an manchen Orten in Nordhessen.

ÖkoLeo: Und wie kommt das Grundwasser in unsere Wasserhähne?

Kim Hußmann: Grundwasser wird durch Trinkwasserbrunnen gefördert. Sobald es an der Oberfläche ist, nennen wir es “Rohwasser”. Dieses Rohwasser wird untersucht. Je nachdem, wie sauber es ist, muss es im Wasserwerk mehr oder weniger aufwändige Schritte der Aufbereitung durchlaufen. Unser Trinkwasser muss sehr strenge Anforderungen erfüllen. Deshalb ist es je nach Region ganz unterschiedlich, ob das Grundwasser direkt genutzt werden kann oder nicht. Erst wenn das Wasser alle Anforderungen erfüllt, kann es ins Trinkwassernetz eingespeist werden.

Ein Blick in die Grundwassermessstelle hinein. (Bild: ©HLNUG)

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ÖkoLeo: Wie kommt es denn, dass das Leitungswasser so unterschiedlich schmeckt, je nachdem wo ich es trinke – in Düsseldorf, Frankfurt oder München?

Kim Hußmann: Das Wasser kommt aus der Leitung, klar. Aber ursprünglich kommt es aus dem Grundwasserleiter. So nennt man das Gestein, in dem wassergefüllte Hohlräume sind. Je nachdem, durch welches Gestein das Wasser fließt, kann ein Austausch stattfinden, und die Inhaltsstoffe lösen sich. Wasser aus Kalkstein schmeckt deshalb anders als Wasser aus vulkanischem Gestein.

ÖkoLeo: Wenn Regenwasser durch die Bodenschichten versickert, nimmt es ja auch Schadstoffe von der Oberfläche mit. Gelangen die auch ins Grundwasser?

Kim Hußmann: Ja, Schadstoffe geraten auch ins Grundwasser. Diese Stoffe können zum Beispiel aus der Luft stammen oder durch die Nutzung der Flächen ins Grundwasser gelangen. In Industriegebieten wird häufig mit vielen Stoffen gearbeitet. In hohen Konzentrationen können diese schädlich sein, falls sie ins Grundwasser gelangen. Ein anderes Beispiel ist die intensive Landwirtschaft. Düngemittel und Pflanzenschutzmittel finden sich auch im Grundwasser wieder. In manchen Wasserwerken muss das Wasser dann so aufbereitet werden, dass die Grenzwerte eingehalten und alle Anforderungen erfüllt werden. Das Wasser, das aus dem Hahn kommt, kann man ohne Bedenken trinken.

ÖkoLeo: Direkt aus der Leitung?

Kim Hußmann: Na klar, unser Trinkwasser ist eines der am besten kontrollierten Lebensmittel und schmeckt frisch aus dem Hahn super.

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