17. Juli 2024 Klima & Umwelt, Wasser, Luft & Boden

Wenn das Wasser knapp wird

Durch den Klimawandel gibt es häufiger Trockenzeiten. An manchen Orten leeren sich dann unsere wichtigsten Wasserspeicher: das Grundwasser tief unter der Erde. Im Hessischen Ried wird mithilfe von viel Technik mit Wasser aus dem Rhein nachgefüllt.

Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Pflanzen, Tiere und Menschen können ohne Wasser nicht überleben. Doch die Menge des Wassers, die uns zur Verfügung steht, schwankt - je nachdem, ob es viel oder wenig regnet. Durch den Klimawandel werden die natürlichen Schwankungen verstärkt.

Dürreperioden im Sommer lassen Bäche und kleinere Flüsse austrocknen. Wenn es lange nicht regnet, kann der Grundwasserspiegel so stark sinken, dass Bäume absterben. Ihre Wurzeln können das Wasser nicht mehr erreichen. Zu anderen Zeiten regnet es dagegen so viel auf einmal, dass die Gewässer anschwellen und über die Ufer treten.

Wasserversorgung muss zuverlässig sein

Unser Wasser

So viel Wasser braucht Hessen

Trotzdem benötigen wir Menschen eine zuverlässige Versorgung mit Wasser. Denn für viele Lebensbereiche nutzen wir Wasser: Im Haushalt, wenn wir Strom erzeugen, wenn wir Dinge für unseren täglichen Bedarf produzieren oder wenn wir unsere Felder bewässern.

Auch Tiere und Pflanzen müssen trinken und sind deshalb ebenso sehr auf Wasser angewiesen wie wir Menschen. Zudem brauchen viele Lebewesen die Gewässer und ihre Ufer als Lebensraum. Deshalb müssen wir für Mensch und Natur Vorsorge treffen. Das wird durch den Klimawandel zu einer anspruchsvollen Aufgabe.

Woher kommt das Wasser, das wir verbrauchen?

Ein Viertel unseres Trinkwassers kommt aus Flüssen, Seen und Quellen, drei Viertel gewinnen wir aus dem Grundwasser. Woher das Wasser bei dir zu Hause kommt, hängt von deinem Wohnort ab. Viele Menschen in Hessen bekommen ihr Wasser aus dem hessischen Ried. Die Landschaft südlich von Frankfurt zwischen dem Rhein und dem Odenwald birgt im Untergrund das größte Grundwasser-Vorkommen Hessens.

Vom Feuchtgebiet zum Ackerland: Das hessische Ried

Ein Storch steht fressend auf einer grünen Wiese.
Ein Storch im Hessischen Ried. In dem Gebiet gibt es heute noch viele Feuchtwiesen. (Bild: GerritR / Wikimedia Commons / CC BY SA 4.0)

Bis vor rund 200 Jahren war das hessische Ried ein riesiges, kaum bewohntes Feuchtgebiet. Gespeist wurde es vom Rhein, der in Schleifen und mit vielen Seitenarmen durch die Landschaft floss und das Umland regelmäßig überschwemmte.

Doch dann begannen die Menschen damit, die Landschaft des Rieds zu verändern. Der Rhein wurde begradigt, Sümpfe, Auwälder und Seitenarme des Flusses fielen trocken. Aus dem ehemaligen Feuchtgebiet wurde Ackerland. Die Dörfer und Städte entlang des Flusses wuchsen und es entstanden neue Orte, denn das Schwemmland war besonders fruchtbar. Heute prägen Felder und Siedlungen die Landschaft – genau wie in vielen anderen ehemaligen Flusslandschaften in Deutschland. 

Technische Vorsorge im hessischen Ried

Natürliche Gewässer:

Wichtig für Mensch und Natur

Was den Menschen in früherer Zeit gut und richtig erschien, ist für uns heute zum Problem geworden. Denn natürliche Flusslandschaften mit Seitenarmen, Feuchtwiesen und Auwäldern erfüllen wichtige Aufgaben. Als Lebensraum für Tiere und Pflanzen sind sie Bestandteil der biologischen Vielfalt. Sie schützen auf natürliche Weise vor den Auswirkungen des Klimawandels: Bei Hochwasser können diese Feuchtgebiete viel Wasser aufnehmen und in Trockenzeiten bilden sie natürliche Wasserreserven. Diese Aufgaben kann eine vom Menschen veränderte Landschaft nur noch schlecht erfüllen.

Auch das hessische Ried ist davon betroffen. Denn auch hier sinkt das Grundwasser in trockenen Monaten ab, während gleichzeitig viel mehr Wasser benötigt wird – zum Beispiel für die Bewässerung der Felder. Ohne technische Vorsorge würde der Grundwasserspiegel so stark sinken, dass die Wasserversorgung der Menschen gefährdet wäre. Darüber hinaus würden Wälder absterben und verbliebene Feuchtgebiete austrocknen. Der Mensch muss eingreifen und die Vorräte wieder auffüllen. 

Wie kann man Grundwasser auffüllen?

Um Grundwasser aufzufüllen, wird Wasser aus Flüssen genommen. So wird es im hessischen Ried in der Aufbereitungsanlage Biebesheim gemacht. In vielen aufwändigen Arbeitsschritten wird das Wasser aus dem Rhein hier gereinigt. Mit einem Teil des Wassers kann man anschließend die Felder bewässern. Der größere Teil versickert durch spezielle Becken langsam im Boden und mischt sich schließlich mit dem Grundwasser. In der Vergangenheit hat der Mensch den Rhein verändert, um ihn seinen Bedürfnissen anzupassen. Jetzt müssen wir mit viel Aufwand die Folgen dieser Eingriffe abmildern.

"Wasserstrategie": Wasservorräte sollen geschützt werden

Eine Bogenbrücke führt über einen kleinen Fluss.
Als vor über 100 Jahren der Edersee aufgestaut wurde, versank diese Brücke unter Wasser. Bei starker Dürre taucht sie wieder auf. (Bild: Humppapenguin / Wikimedia Commons / CC BY SA 4.0)

100 wilde Bäche:

Diese Bäche sollen wilder werden

Wie der Rhein sind auch viele andere Gewässer in Deutschland nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustand. Der Klimawandel führt uns jedoch vor Augen, wie wichtig ein intaktes Ökosystem ist, das bestimmte Aufgaben in der Natur erfüllt – wie zum Beispiel bei Starkregen vor Hochwasser zu schützen oder in Trockenzeiten Wasser zu speichern. Das gelingt am besten, wenn Flüsse möglichst frei fließen können – so ähnlich wie der Rhein im hessischen Ried vor 200 Jahren. Die Bundesregierung will dies in einem Teil unserer Flusslandschaften wieder erreichen und hat deshalb 2023 die Nationale Wasserstrategie beschlossen. Darin sind viele Maßnahmen enthalten, die Feuchtgebiete schützen und unseren Umgang mit Wasser nachhaltiger machen sollen.

Auch Hessen macht mit: 100 Bäche in ganz Hessen sollen wieder wilder werden. Dazu werden zum Beispiel Befestigungen und Wehre abgebaut, so dass die Bäche wieder freier fließen können. Das ist gut für die Artenvielfalt im Bach und schützt zugleich vor Überschwemmungen. 

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